Brautstrauß 2.0
Von Charlotte Köhler
Brautschirme, Brauttaschen, Brautkugeln. Die allermeisten werden sich unter diesen Begriffen nur schwer etwas vorstellen können. Für die jungen Floristen des Recklinghäuser Berufskollegs gehören sie jedoch zum Arbeitsalltag – und sind Teil ihrer Abschlussprüfung. Beim Schulprojekt trafen Blumen und Kunst aufeinander.
„Wir wollen zeigen, dass Floristik mehr kann“, erklärt Rahel Hamelmann. Gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen entwickelte sie individuelle Alternativen zum traditionellen Brautstrauß.
„Kaum jemandem ist bewusst, dass überhaupt Alternativen bestehen“, sagt Michael Fels, der das Projekt gemeinsam mit seiner Kollegin Monika Tausch begleitete. Der Kunstlehrer ist sichtlich stolz auf seine Schützlinge und die produzierten Arbeiten: „Die Floristik muss mehr publik werden, wir wollten mit den Schmuckstücken der Schüler unbedingt in die Öffentlichkeit.“
Blumen und Kunst treffen aufeinander
Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für den Beruf des Floristen. Und das ist „verdammt schade“, wie Michael Fels und seine Schüler finden. „Der enge Kontakt mit dem Kunden und die Möglichkeit, Menschen eine Freude zu bereiten, faszinieren mich“, erzählt Sandy Wolf von ihrem Traumjob.
Der Beruf habe viel mit Emotionen zu tun, erklä rt Mitschülerin Melanie Pree: „Man begleitet Menschen in ihren intimsten Augenblicken. In Trauer, aber auch bei den Vorbereitungen ihrer Hochzeit.“
Unter der fachmännischen Aufsicht der Schülerinnen hatten Passanten die Chance, ihre ganz persönlichen floralen Schmuckstücke zu schaffen. Und so ging an diesem Tag so manch einer mit einer einzigartigen Verzierung aus Blüten nach Hause. Bezahlt werden mussten diese jedoch nicht, denn: „Wir wollen keine Konkurrenz für die Geschäfte darstellen. Unser Ziel ist es, dass die Arbeit der Schüler wertgeschätzt wird.“
Aus Kupferdraht und einer Handvoll Blüten entstanden auf dem Altstadtmarkt kleine Kunstwerke, die am schönsten Tag im Leben das Handgelenk der Braut zieren sollen. „Jede Blume hat eine eigene Bedeutung, ebenso die Farben“, erklärt Fels. Aufgabe der Floristen sei es, den Typ der Braut mit dem floralen Schmuck zu unterstützen. Die inhaltliche Bedeutung sei dabei sehr wichtig, erklärten die jungen Floristen, die bei der Herstellung von Blumenschmuck immer auf den Charakter der Kunden achten.
Das Projekt bereitete nicht nur den Passanten Freude, auch für die Schülerinnen war es eine neue Erfahrung: „Hier in der Stadt herrscht ein ganz anderer Kundenkontakt als im Laden, man begegnet sich offener“, sagt Lisa Stuhldreier.
Ihr Haar ziert ein Blumenkranz und auch ihre Mitschülerinnen präsentierten die vielseitigen Möglichkeiten am eigenen Leib. Armreifen und Taschen aus Zweigen und Blumen zeigen: Wenn Floristik auf Kunst trifft, entstehen dabei einzigartige Schmuckstücke.